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1945 und danach
Je länger der Krieg dauerte, um so ärger wurde es. In einem Aufruf des Kreisleiters hieß es:
“Die beiden Tagesangriffe in diesem Jahr haben uns gezeigt, daß der Gegner . . . auch Wilhelmshaven weiter bombardieren wird. Ich erachte es daher als meine Pflicht . . . darauf aufmerksam zu machen, daß jeder verantwortliche Familienvorstand bemüht sein muß,. . . für die nicht im Arbeitseinsatz stehenden Frauen und Kinder ein Unterkommen auf dem Lande zu finden.
Meine Pflegemutter zog daraufhin mit mir und mit Sigrid nach Frieschenmoor bei Ovelgönne in der Wesermarsch (in der Nähe von Brake). Dort wurden wir aufgenommen von einer Familie auf dem Bauernhof. Hin und wieder fuhren wir mit dem Zug zu Besuch nach Wilhelmshaven. Ich kann mich noch entsinnen, dass der Zug im Dunkeln mitunter unvermittelt auf freier Strecke hielt, die Lokomotive abgekoppelt wurde und etliches vorausfuhr, später zurückkam und die Fahrt fortgesetzt wurde. Später habe ich erfahren, dass diese Manöver im Zusammenhang mit Fliegeralarmen standen. Die feurigen Lokomotiven waren ein in der Dunkelheit leicht auszumachendes Ziel - und es sollte nicht der ganze Zug in Mitleidenschaft gezogen werden.
Dann kam das Ende des Krieges. Ich spielte in der Nähe des Bauernhauses, als ein leichter Panzer auf der Straße herankam und zum Bauernhaus abbog. Ich natürlich hinterher - neugierig wie ich war. Als ich die Tür zum Wohnteil des Hauses öffnete, standen alle Hausbewohner mit erhobenen Händen an der Wand, davor Soldaten (Engländer oder Kanadier) mit Pistolen und Gewehr. Mich traf der Blick meiner Pflegemutter - und ich wusste, dass ich mich schleunigst zurückziehen sollte. Auf dem Hof waren keine Männer und vor allem keine deutschen Soldaten. Das war unser Glück.
Bald darauf ging es zurück nach Wilhelmshaven - zu Fuß, denn Züge fuhren nicht mehr. Unser Gepäck wurde auf den Kinderwagen verstaut und dann ging es ab. Oma Agnes mit Sigrid (3 Jahre alt) und mir (5 Jahre alt). Nach dreißig Kilomertern trafen wir über Nebenstraßen in Blauhand die Reichsstraße 69. Ein Pferdefuhrwerk nahm uns freundlicherweise mit bis zum Bahnhof Sande. Eine Nacht mussten wir dort bleiben, weil der letzte Zug der Werft-Vorortbahn schon weggefahren war. So kamen wir erst am nächsten Tag in Fedderwardergroden an.